Schnell verflüchtigten sich Krishnamachryas Vorbehalte gegenüber dem jungen Schwager. Vielmehr war er erstaunt über dessen Lernfähigkeit und Aufnahmebereitschaft. Schließlich ließ er ihn in der Yogaschule unterrichten.

Wenige Jahre später ging B.K.S. Iyengar nach Pune, wo er zunächst an einem College Yoga unterrichtete. Harte, enthaltsame Jahre folgten. Der junge Yogalehrer wurde mit Argwohn betrachtet. War er doch der bis dahin einzige, der den Yoga nicht in traditioneller Einzelunterweisung, sondern in einer Gruppe unterrichtete. Doch die Anzahl seiner Schüler wuchs.

Zu Beginn der fünfziger Jahre des 20. Jahrhunderts weilte der Violinist Yehudi Menuhin in Pune. Er nahm Yogaunterricht bei Iyengar. Yehudi Menuhin war begeistert von Iyengars zum Großteil autodidaktischen Yogasystem, welches den physikalischen Körper als Vehikel zur Erleuchtung betont. Er lud Iyengar zum Unterrichten in die Schweiz ein.

Dies war die erste Reise in den Westen.
Viele weitere Reisen folgten. Die Schar seiner Studenten wuchs beständig. Insbesondere seit den siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts, als viele junge Menschen sich auf die Suche nach neuen Wegen begaben, erlebt der Hatha-Yoga nach Iyengar einen immensen Zulauf.

Iyengars genaue Herangehensweise an Asanas und Pranayama - fest verankert in der westlichen Lehre der Anatomie und Physiologie - hat den Weg des Yogas, wie er im Westen unterrichtet wird, revolutioniert. Im Iyengar Yoga werden genaue Anweisungen zur Ausführung der Stellungen herausgehoben. Der Punkt ist, sagt Iyengar, die Intelligenz in jeder Zelle des Körpers zu erwecken, so daß selbst die Haut bewußt wird. In diesem Prozess verankert sich der Geist im gegenwärtigen Moment.